Nachhaltige Landwirtschaft light

Auf der letzten Bürgerschaftssitzung vor der Sommerpause ging es - passend zur Jahreszeit - heiß her. Die Verwaltung hatte ein "Konzept für eine nachhaltige Landwirtschaft" vorgelegt, dass unserer Meinung nach vor allem mit Blick auf die mittel- bzw. langfristige Entwicklung viel zu kurz griff. Kleiner Blick zurück: Die Succow-Stiftung entschied sich vor fünf Jahren einen ziemlich ungewöhnlichen Weg zu gehen und gründete und moderierte (!) die Greifswalder Agrar-Initiative, ein Zusammenschluss von Landwirten/ Pächtern und den vier großen Landeigentümern/ Verpächtern (Stadt, Uni, Warschow-Stiftung und Kirche), um gemeinsam Verantwortung für den Boden und Gewässer zu übernehmen. Ein sehr ambitioniertes Vorhaben, das allein auf dem Freiwilligkeits-Prinzip beruhen sollte... [weiterlesen mit Klick auf Titel] 

04.07.18 –

Auf der letzten Bürgerschaftssitzung vor der Sommerpause ging es - passend zur Jahreszeit - heiß her. Die Verwaltung hatte ein "Konzept für eine nachhaltige Landwirtschaft" vorgelegt, dass unserer Meinung nach vor allem mit Blick auf die mittel- bzw. langfristige Entwicklung viel zu kurz griff. Kleiner Blick zurück: Die Succow-Stiftung entschied sich vor fünf Jahren einen ziemlich ungewöhnlichen Weg zu gehen und gründete und moderierte (!) die Greifswalder Agrar-Initiative, ein Zusammenschluss von Landwirten/ Pächtern und den vier großen Landeigentümern/ Verpächtern (Stadt, Uni, Warschow-Stiftung und Kirche), um gemeinsam Verantwortung für den Boden und Gewässer zu übernehmen.

Ein sehr ambitioniertes Vorhaben, das allein auf dem Freiwilligkeits-Prinzip beruhen sollte. Das erwies sich aus unserer Sicht zugleich auch als Schwäche, denn der erabeitete Kooperationsvertrag bringt zwar für bestehende Verträge tatsächlich einen Gewinn, bleibt aber mittelfristig hinter der Nachhaltigkeitsstrategie eines CDU-geführten Bundeslandwirtschaftsministeriums zurück. Dieser Kooperationsvertrag wurde nun Herzstück des von der Stadt vorgelegten Konzeptes. Grund für uns einen Änderungsantrag zu erarbeiten, der (öko)logische Ergänzungen zur Verwaltungsvorlage enthält:  

1. Die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung soll Anwendung auf allen stadteigenen Flächen finden. Damit heißt das Ziel: 20% ökologische Landwirtschaft! Link

2. Verbot von Glyphosat, Neonicotinoiden und anderen die Biodiversität beeinträchtigenden Stoffe (aus Rücksicht auf die Landwirte hatten wir hier ein Umstellzeit von 3 Jahren nach Vertragsverlängerung (!) vorgesehen.

3. Öffnung der Greifswalder Agrarinitiative zu Bürgerbeteiligungsprozessen und Einbeziehung von Umweltverbänden

4. Evaluation des Kooperationsvertrages im Jahr 2021, bzgl. der freiwillig von den Landwirt*innen ergriffenen Maßnahmen im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft

Während die Punkte 1 und 4 mehrheitliche Unterstützung fanden, konnten sich CDU, FDP, Kompetenz für Vorpommern, Bürgerliste und vereinzelte Abgeordnete von SPD und Linken nicht für Bürgerbeteiligung und mittelfristiges Ackergifte-Verbot aussprechen.

Einen Tiefpunkt der Debatte stellte die Rede der Bau-Senatorin Jeanette von Busse (CDU) dar, die nicht wusste, dass ökologische Betreibe deutlich mehr Arbeitsplätze je Hektar bedeuten und die sich gegen Bürger*innenbeteiligung ausprach, weil diese ja nicht betroffen seien, sondern nur die Landwirte und Landwirtinnen. Wir finden jedoch: von einer fehlgeleiteten Landwirtschaft(spolitik) sind wir alle betroffen, denn Verunreinigung von Gewässern und verdichtete und ausgezerrte Böden, Krebserkrankungen durch Ackergifte und Tierleid durch nicht artgerechte Haltung geht uns alle an!

Darum stehen auch alle in der Verantwortung: Landeigentümer*innen, Produzent*innen und Verbraucher*innen! PS: Die Landgesellschaft MV (ein Unternehmen des Landes) hat im Jahr 2012 unter Mitwirkung von Landwirten Kriterien für die Landverpachtung aufgestellt und im vergangenen Jahr (2017) evaluiert. Mit folgenden Ergebnissen:

- mehr kleine Betriebe

- mehr Junglandwirte

- höhere Wertschöpfung

- mehr Arbeitsplätze.

Daran sollten doch auch Landwirte und konservative Politiker*innen ein Interesse haben, oder?!

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