Wo der Leuchtturm eigentlich ein Schlusslicht ist.

Greifswalder GRÜNE fordern größeren Einsatz gegen Kinderarmut

15.02.09 – von Stefan Fassbinder

Greifswald sonnt sich gerne in seinem Ruhm als Leuchtturm des Ostens. Es scheint aber auch zu gelten: Wo viel Licht ist, dort sind auch die Schatten groß. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Greifswald-Uecker-Peene weisen darauf hin, dass Greifswald in der Sozialpolitik keinesfalls Leuchtturmfunktion hat.

Noch immer leben in Greifswald, wie das Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe feststellt, überdurchschnittlich viele Kinder und Familien von Sozialleistungen und gelten als arm. Von den 413 ausgewerteten Kreisen und kreisfreien Städten belegt Greifswald den 400. Platz! Über 36 % aller Kinder bis 15 Jahre leben von ALG II bzw. Sozialgeld-Leistungen. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 16,1 %, in Mecklenburg-Vorpommern bei 30,4 %. Aus diesen Kindern werden Jugendliche, denen eine Armutskarriere sicher scheint.

Unter dem Titel "In der Hartz-IV-Falle" berichtete die Süddeutsche Zeitung am 11.02.09 über eine Studie des DGB. Danach sind knapp eine Million Jugendliche auf staatliche Transferleistungen angewiesen. Die Mehrheit der Betroffenen kann sich Zeit ihres Lebens nicht aus der Armutsfalle befreien.

Besonders in Ostdeutschland ist das Risiko hoch in die Armutsfalle zu geraten. Dabei benötigen die wenigsten Kinder und Jugendlichen Hilfeleistungen, weil sie direkt oder indirekt von Arbeitslosigkeit betroffen sind, sondern ihr Einkommen oder das ihrer Eltern ist so gering, dass sie davon nicht existieren können.

Auch in Mecklenburg-Vorpommern ist die Zahl der so genannten Aufstocker, also derjenigen, die trotz Arbeit auf staatliche Hilfen angewiesen sind, stetig steigend.

Für den sozialpolitischen Sprecher Gregor Kochhan sind diese Studien alarmierend. "Wenn wir nicht auf allen politischen Ebenen gegensteuern und neue Konzepte entwickeln, die es den Menschen ermöglichen, von ihrer Hände Arbeit auch zu leben, droht ganzen Generationen eine durchgängige Armutskarriere", so Kochhan. "Nur über einzelne Maßnahmen zu reden und Betroffene bei der ABS, der städtischen Beschäftigungsgesellschaft, in Ein-Euro-Jobs zu parken, reicht nicht."

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