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25.11.17 –
Ein Beitrag von Jörg König und Dr. Ullrich Bittner Die Bürgerschaft der Universitäts- und Hansestadt Greifswald hat am 06. November mit 25 zu 13 Stimmen den „Masterplan 100% Klimaschutz“ beschlossen. Ein Meilenstein beim Klimaschutz für Greifswald. Der Masterplan zeigt Wege auf, wie Greifswald bis 2050 den 95% der CO² Emissionen reduzieren kann. Er enthält 55 Maßnahmen unterlegt mit detaillierten Analysen und Berechnungen.
Das wäre alles sehr erfreulich, allerdings verweigert sich die CDU der inhaltlichen Diskussion und diffamiert den Masterplan als ideologisch überambitioniert. Höhepunkt ist die Leugnung des menschengemachten Klimawandels.
So argumentiert das CDU Bürgerschaftsmitglied Kruse, dass Photosynthese „nun mal ohne CO2“ nicht funktioniert“ und findet daher, dass „Visionen [..] einer 100% CO2-freien Stadt [..] rational nicht mehr nachvollziehbar“ sind. Natürlich wird immer CO2 entstehen, so werden Menschen und Tiere weiter atmen, Vulkane und Brände ausbrechen, Böden CO2 ausstoßen! Herr Kruse hingegen wiederholte in der Bürgerschaftssitzung die irrige Annahme, es ginge darum, CO2 aus der Atmosphäre zu eliminieren. Das ist einfach falsch.
Ziel von Klimaschützern ist es lediglich das stetige Ansteigen der CO2 Konzentration in der Luft aufzuhalten, denn diese ist Grundlage des Treibhauseffektes. Es kann sich hier leider nicht um ein Missverständnis handeln. Herr Kruse ist für die CDU auch im Ausschuss für Umwelt, er sprach als erstes für die CDU-Fraktion und kann somit als der Greifswalder CDU-Experte auf diesem Gebiet angesehen werden.
Noch weniger Inhalte als beim Beitrag von Herrn Kruse konnte man lediglich bei Herrn Dr. Ott finden, der „gern nichts mehr beschließen [möchte], was irgendwie für die Zukunft gilt“. Stattdessen proklamiert er die Familie als Institution, in der Klimaschutz gelebt werden kann. Wenn Vati dem Sohn den Bohrhammer gibt, dann ist das für Herrn Dr. Ott schon genug von der Sharing Economy, die Rohstoffe sparen kann. Die Sache hat nur einen Haken: Familien gab es schon vor der Industriellen Revolution, in der wir heute den Ursprung des menschlichen Anteils am Klimawandel sehen. Familien gab es auch in den letzten 200 Jahren. Nichts an der Existenz von Familien hat die Erhöhung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre verhindert. Zweifelsfrei: Ökologisches Handeln in Familien ist wichtig, sie ist aber alleinig nicht ausreichend, um eine Trendwende im Klimaschutz zu erwirken – da würden wir den Familien vielleicht auch etwas zu viel aufbürden. Herr Dr. Ott hat auch keine Vorschläge geliefert, welche Ansätze im Masterplan eventuell fehlen, um Familien besser in den Klimaschutz einzubeziehen – schade eigentlich.
Beide, sowohl Herr Kruse als auch Herr Dr. Ott, finden den Masterplan „ideologisch überambitioniert“ (Kruse) und lehnen „Bevormundungen“ (Ott, Kruse) ab. Nur eine Antwort blieben sie schuldig: Wo genau stecken denn im Masterplan die Bevormundungen? Warum hat die CDU-Fraktion gegen angeblich bevormundende Maßnahmen keine Änderungsanträge gestellt? Wäre das nicht ihre parlamentarische Pflicht gewesen?
Hinter diesen Schutzbehauptungen der Greifswalder CDU verbirgt sich, was eigentlich das Problem ist. Die Herren zweifeln am menschengemachten Klimawandel. Herr Kruse tat dies ganz offen, beispielsweise auch im Bau- und Umweltausschuss („angeblich menschengemachter Klimawandel“) Herr Dr. Ott räumt Klimawandel als Fakt in der Bürgerschaft ein, bezieht aber keine Position zu den Ursachen und Möglichkeiten etwas dagegen zu unternehmen. Seine Verdammung von Klimaschutzmaßnahmen als Ideologie lässt jedoch nichts Gutes ahnen. Widersprüche, insbesondere zu Kruses Aussagen, gab es aus der gesamten CDU-Fraktion nicht.
Mit ihrer Interpretation der Faktenlage verlässt die CDU einen wissenschaftlichen Konsens über Ursachen, Entwicklung und Folgen des Klimawandels und wendet sich von der eigenen Bundespartei ab. Wer Leugner des menschlichen Einflusses auf den Klimawandel als Experten in Umweltfragen auftreten lässt, der will offenbar aber auch gar nicht ernst genommen werden.
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