Der ländliche Raum hat Perspektive

Und diese Perspektive ist grün – so kann die Veranstaltung zusammengefasst werden, die der grüne Kreisverband Mecklenburgische Seenplatte am vergangenen Freitag in Klempenow veranstaltete.

15.07.13 –

Auf Beachtung stießen vor allem die Ausführungen von Prof. Helmut Klüter vom Fachbereich Regionale Geographie der Uni Greifswald. Klüter räumte mit einigen weit verbreiteten Auffassungen auf, die gerne herangezogen werden, um eine Politik des Rückzugs und der Schrumpfung zu rechtfertigen. So beruhen alle Aussagen zum so genannten „demographischen Wandel“ auf sehr ungenauen Prognosen. Von denen aus der Vergangenheit hat sich dabei keine als zutreffend erwiesen. Bedeutende Faktoren, etwa Zweitwohnsitznehmer_innen, werden dabei außer acht gelassen und vielfach aufgrund der Prognose erst die Maßnahmen ergriffen, die zu Abwanderung oder ausbleibendem Zuzug führten. So ist der Abbau von Bildungseinrichtungen in der Fläche eben nicht als Resultat der Entwicklung zu begreifen, sondern vielmehr als Ursache. Wenn eine Region für junge Familien attraktiv sein möchte, geht das nicht, solange es keine Schulen gibt.

Einig waren sich die Anwesenden darin, dass die industrielle Landwirtschaft der regionalen Entwicklung massiv schadet. Es dominieren niedrigpreisige Anbauprodukte, die zudem wie etwa Mais auch noch massiv zur Auszehrung der Böden beitragen, erläuterte Prof. Klüter. Die geballte agrarpolitische Kompetenz aus Jutta Gerkan (MdL, Grüne), Cornelia Behm (Sprecherin für ländliche Entwicklung der grünen Bundestagsfraktion) und Wahlkreiskandidat Ralf-Peter Hässelbarth legten dar, dass für das hier erforderliche Umsteuern auf grüne Konzepte gesetzt werden muss. Dazu gehört das Ende der Privilegierung industrieller Tierhaltung im Baurecht. Dazu gehört auch, die Vergabe von Boden an ökologische Bewirtschaftung und vor allem die Schaffung von Arbeitsplätzen zu koppeln. Denn ein entscheidender Vorteil des ökologischen Landbaus ist seine höhere Arbeitsplatzintensität. Ralf-Peter Hässelbarth forderte, die massiven EU-Förderungen für die Landwirtschaft nicht mehr wie bisher als Flächenprämie zu zahlen, sondern an die Schaffung von Arbeitsplätzen zu binden und den Anteil für die ländliche Entwicklung aus dem Agrarfonds im Land deutlich auszubauen. Cornelia Behm äußerte zudem klare Kritik an übermäßigem Fleischschkonsum.

Den ländlichen Räume eigenständige Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten ist eine der zentralen Forderungen von Ralf-Peter Hässelbarth. Dazu sei eine Anwendung rein urbaner Konzepte und urbaner Sichtweisen wenig hilfreich. Prof. Klüter unterstützte dies mit dem Hinweis, dass die Raumkategorie „Ländlicher Raum“ nicht differenziert genug sei und forderte eine genauere Betrachtung, um zielgenaue Entwicklungskonzepte für unterschiedliche Raumkategorien zu ermöglichen.

Fatalismus ist jedenfalls fehl am Platze. Dass der ländliche Raum Zukunft hat, zeigen auch die Erfolge der inzwischen fünf grünen Landesminister_innen Ulrike Höfken, Alexander Bonde, Robert Habeck, Johannes Remmel und Christian Meyer. Wir sollen ihnen ab September auch die Unterstützung der Bundesebene herbeiwählen.

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