Archäologie nicht zum Sündenbock für lange Bauzeiten machen

Die Bürgerschaftsfraktion B.90/DIE GRÜNEN begrüßt das Ende vieler Baustellen in der Stadt, sieht aber in den archäologischen Ausgrabungen nicht den Hauptgrund für die Verzögerungen im Bauablauf. Auch mehr Pflanzen am Museumshafen und eine öffentliche Toilette auf der Nordseite wären sinnvoll.

13.07.15 –

Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN begrüßt es, dass jetzt endlich zahlreiche Baustellen in unserer Stadt verschwinden werden. Neupflanzungen begrüßen wir ebenfalls, allerdings bedauern wir, dass dafür, wie am Karl-Marx-Platz alter Baumbestand gefällt wurde. Nicht verstehen können wir, dass auf dem Grünstreifen zwischen Hansering und dem Gelände am Fangenturm keine Büsche, Bäume oder Hecken gepflanzt wurden. Der Platz um den Fangenturm wurde zwar ausreichend mit Sitzgelegenheiten ausgestattet. Leider laden sie nicht zum Verweilen ein. Sie haben nicht nur keine Rückenlehne, sondern stehen aufgrund fehlender Bepflanzung auch im Durchzug sowie direkt am Straßenlärm. Das ist nicht gerade einladend – und hätte doch so leicht besser gemacht werden können.

Für die Baumaßnahme am Fangenturm listet die Stadt an erster Stelle die archäologischen Grabungen als zeitverzögernde Maßnahmen auf. Grabungen sind immer gerne vorgeschobene Gründe für Bauverzögerungen. Das wird der Archäologie aber nicht gerecht. Die Verwaltung antwortete uns auf die Frage zur tatsächlichen Zeitverzögerung durch die Archäologie am Fangenturm schon im August letzten Jahres: „Die Begleitung durch das Landesamt [für Kultur und Denkmalpflege] führte zu Verzögerungen von ca. 2-3 Wochen.“ Es ist nicht verursachungsgerecht, der Archäologie jetzt an erster Stelle die Schuld für eine Bauverzögerung von über einem halben Jahr in die Schuhe zu schieben.

Die Fraktion BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN regt vielmehr an, der Archäologie einen höheren Stellenwert zuzuordnen. Fassbinder bricht eine Lanze für die Archäologie: „Grabungen dienen der Dokumentation unseres historischen Erbes. Sie sollten nicht immer nur als Ballast, sondern als Bereicherung gesehen werden. Wenn die Ergebnisse von Grabungen schon während der Grabungskampagnen durch öffentliche Führungen präsentiert würden, spielte die Archäologie eine ganz andere Rolle im öffentlichen Bewusstsein. In anderen Bundesländern gibt es regelmäßig öffentliche Führungen über laufende Ausgrabungen. Das wird von der Bevölkerung gerne angenommen und erhöht die Akzeptanz für archäologische Grabungen bei Bauvorhaben.“

Wenn jetzt auch die nördliche Seite des Museumshafens baulich aufgewertet wird, darf auf keinen Fall eine öffentliche Toilette vergessen werden. Erhöhte Aufenthaltsattraktivität erfordert auch bessere Infrastruktur für menschliche Bedürfnisse. Eine nur zu Öffnungszeiten der anliegenden Gastronomie mit Leihschlüssel zugängliche Toilette reicht nicht aus. Unsere Fraktion hat schon vor zwei Jahren entsprechende Anregungen von Bürgern/-innen an die Stadtverwaltung weiter gegeben. Die geplante Baumaßnahme ist also eine gute Gelegenheit, jetzt deren Bedürfnissen Rechnung zu tragen.

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