Zukunft am Hindukusch?

Über 200 Gäste auf der Afghanistan-Tagung

06.07.10 –

Greifswald. Bei hochsommerlichen Temperaturen nutzen über 200 Teilnehmer am vergangenen Wochenende die Gelegenheit, sich über die Kultur, die Lebensbedingungen, den Einsatz der ISAF-Truppen, die politische Lage und die Stimmung der Bevölkerung in Afghanistan aus erster Hand zu informieren. Besonders erfreulich waren die 50 afghanischen Gäste, die aus den Asylbewerberheimen Stralsund und Jürgenstorf kamen; andere waren sogar aus Hamburg angereist.

Den Auftakt am Freitag machte der Film „Mein Herz sieht die Welt schwarz“ von Helga Reidemeister. Der Film aus dem Jahre 2009 beschäftigt sich vor dem Hintergrund einer Liebesgeschichte in Kabul mit den Werten und Zwängen der afghanischen Gesellschaft. Bei der anschließenden Diskussion konnte die Regisseurin von ihren Eindrücken ihrer Afghanistanreisen berichten.

Am Samstag stellte die Journalistin Nadia Nashir-Karim ihr Land und ihre Schulprojekte für Mädchen in Afghanistan vor. Nach einer Stärkung mit afghanischen Teigtaschen, Tee und einem kühlen Buttermilchgetränk wurde in Arbeitskreisen unter sach- und fachkundiger Leitung über die Situation der Menschenrechte, die Lage der Frauen und natürlich den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan informiert und diskutiert. Am Abend feierten deutsche und afghanische Teilnehmer „Meilah“, ein Fest mit traditioneller Musik (die Musiker kamen ohne Honorar aus Hamburg), regionalen Speisen und Tanz, bei dem in fröhlicher Stimmung die jahrtausendealte Kultur Afghanistans für einen Moment in St. Spiritus Einzug hielt.

Während des Sonntagvormittages folgten dann die Teilnehmer der Veranstaltung und viele Interessierte, die nur zu diesem Termin kamen, einer Podiumsdiskussion mit dem grünen Bundestagsabgeordneten Tom Koenigs, der Ärztin und Frauenrechtlerin Najiba Behmanesch, Nadia Nashir-Karim und Oberstleutnant Uwe Kort. Es wurde dabei sehr kontrovers über das Für und Wider des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan diskutiert, während zugleich Einigkeit über die Notwendigkeit einer massiven zivilen Entwicklungs- und Bildungspolitik bestand.

Am Rande der Veranstaltung, als eines der praktioschen Ergebnisse, konnte für einen Flüchtling aus Afghanistan eine Wohnung gefunden werden, was die Voraussetzung für den Nachzug von Frau und Kind schafft, die seit vier Jahren getrennt von ihm leben.

Die Tagung war insgesamt eine überzeugend organisierte, gut geplante und hochinformative Veranstaltung, wie man sie sich öfter in Greifswald wünschen würde.

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